Mehr Headspace im Berufsalltag – Erfahrungsbericht

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Dieser Artikel gibt dir einen ausführlicheren Einblick in meine Erfahrungen zu Meditation im Berufsalltag inklusive Headspace Erfahrungsbericht.

Richtet sich dieser Artikel an dich?

  • Ja, wenn du schon einmal gesagt oder gedacht hast, dass du keine Zeit zu meditieren hast. Das heißt im Besonderen, wenn du Stress im Beruf empfindest, dich vor einem Burn-out fürchtest oder gerne häufiger einen kühlen Kopf bewahren möchtest und dich entschlossen hast etwas zu tun. Die Medien sagen, dass dies eine große Anzahl von Leuten ist, die sich wie im Hamsterrad fühlen. Wenn du im weitesten Sinnen dazu gehörst, dann möchte ich dich erreichen!
  • Ja, wenn du dir nicht sicher bist, ob du mit einem weiteren „ToDo“ im Tagesablauf klarkommst. Gut, dass du die Eigeninitiative zeigst. Lies weiter!
  • Wenn du zu den Verzweifelten gehörst, die mit ihrem Latein am Ende sind und nur daher offen sind etwas Neues auszuprobieren, verweise ich an die Grundlagenartikel. Selbstverständlich gebe ich gerne einen Einstieg. Solltest du das Gefühl haben, den Stress nicht mehr selbst im Griff zu haben, lies gerne weiter und nutze Meditation. Sei aber nicht zu eitel, um professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen!

Ready? Go!

Meditation ist für mich kein Hokuspokus, es ist für mich in den letzten anderthalb Jahren in allererster Linie eine Option zum gezielten „Runterkommen“ im Alltag geworden. Im Folgenden stelle ich daher meine Geschichte und meine Erfahrungen mit der App „Headspace“ vor, welche ich seit fast zwei Jahren eigenfinanziert nutze.

Wie bin ich zur Meditation gekommen?

Im Nachhinein ertappe ich mich manchmal dabei, meine erste Motivation zu romantisieren, aber meine Erfahrung mit Headspace begann in der psychisch angespanntesten Situation meines bisherigen Lebens. Vorher kannte ich natürlich den Stress, den eine Klausur auf einen ausübt oder den Erwartungsdruck, dem ich mich in wichtigen Situationen selbst ausgesetzt habe. Mit einem stabilen Selbstbewusstsein ließen sich diese Standardsituationen aber immer gut meistern.

Diese eine berufliche Situation hatte jedoch eine andere Qualität. Ich fühlte mich „umzingelt“ von einem Gefühl der Ohnmacht, weil nicht zuletzt meine Fähigkeit „Nein“ zu sagen versagt hatte. Meine Gedanken rasten ständig wild in meinem Kopf durcheinander. Die Wochenenden reichten kaum aus, um einen klaren Gedanken zu fassen. Im Nachhinein tut am meisten weh, dass ich in dieser Zeit Freunde durch meine wiederholte geistige Abwesenheit verloren habe. Ich möchte aber nicht heulen, denn was ich daraus gelernt habe ist für mich im Nachhinein wichtiger, als die unschönen Erfahrungen, die ich nicht weiter ausführe.

Auf der Suche nach einem Ausweg, suchte ich intensive Gespräche mit Vertrauten, versuchte bewusste Abgrenzung, las viel und geriet durch Zufall in ein Stressmanagement-Seminar meines Arbeitgebers. Meditation wurde dabei erwähnt, viel mehr standen jedoch Atemübungen, Ernährung, Sport und Schlaf im Vordergrund. Die letzteren drei lassen sich im Alltag eines Strategieberaters nicht immer nach den eigenen Wünschen ausgestalten. Die Atemübungen, welche eine gewisse Nähe zur Meditation haben, schlugen bei mir aber sehr gut an.

Aufbauend auf dem Seminar stellte ich mir zunächst ein Ensemble aus Zeitmanagement-Taktiken, Regeln zur Selbststrukturierung, definierten persönlichen Grenzen, einer Kultur des Nein-Sagens (aus psychologischer Sicht bin ich wohl ein Giver) und grundlegende Sportregeln auf. Ich erinnerte mich auch wieder an die Atemübungen und lud mir aus Langeweile auf einer Zugfahrt die App „Headspace“ herunter, die beim Seminar in einem Halbsatz erwähnt wurde. Direkt nach dem ersten Versuch wurde die regelmäßige Meditation zu einer der wichtigsten Komponenten meines Ansatzes. Sie hat sich zu einem allmorgendlichen Ritual entwickelt, das wertvoll für mich ist und auf das ich mich jedes Mal freue.

Meditieren lernen mit Headspace

Meditieren ist einfach. Man braucht wortwörtlich gar nichts dazu. Ich empfehle aber, Meditieren wie eine Fähigkeit zu betrachten, die man lernen muss, um sie effektiv und effizient einzusetzen. Das geht durch Lesen und Kurse, aber sehr bequem und anonym mit einer App. Man beachte hierzu auch den Dicker Buddha-Artikel zu Meditations-Apps.

Eine Meditation bei Headspace läuft, geführt von der Stimme des Mitgründers Andy Puddicombes, wie folgt ab:

  1. Ein paar einstimmende Gedanken
  2. In eine aufrechte Position kommen
  3. Tiefe Atemzüge mit offenen Augen
  4. Augen schließen und bewusstes Wahrnehmen der Umgebung (Hören, Fühlen, Riechen)
  5. „Bodyscan“, um den eigenen Körper wahrzunehmen
  6. Bewusstmachen der eigenen Intention für die Meditation und Fokus auf den Atem
  7. Eine oder mehrere Meditationstechniken zur Fokussierung der Aufmerksamkeit
  8. Bewusstes Wahrnehmen der Umgebung und Augen öffnen
  9. Ein paar abschließende Gedanken
  10. Das war’s – Kein Hokuspokus, keine Räucherstäbchen, religiös völlig neutral.

Für den „Mittelteil“ (Schritt 7 des Ablaufs) gibt es unterschiedlichste Arten von Meditationstechniken, die von dem folgen des Atems über „An-Nichts-Denken“ bis zu Visualisierungen gehen, in denen man sich vorstellt, der eigene Körper füllt sich mit „warmem Sonnenlicht“. Das klingt verrückt, aber weil es niemand sieht und damit weiß, ist es auch egal.

Headspace erfahrungen im berufsalltag

Da das Meditieren ein funktionierendes Ventil war, war ich sehr motiviert die App weiter zu erforschen und als Abo-Kunde findet man für jede Lebenslage etwas Passendes (mehr zu den „Packs“ siehe unten). Die Challenges, die Headspace zum Anspornen nutzt, sind tägliche Meditation für 1, 3, 10, 15, 30, 90, 180 und 365 Tage. Ich knabbere immer noch an den 90 Tagen, die ich einmal knapp verfehlt habe. Diesen einen Tag, an dem alles zu stressig ist oder man einfach gar keine Lust hat, gibt es einfach immer. Dass es nicht schlimm ist dieses „fiktive“ Ziel zu verfehlen zeigt einem die Meditation.

Nach der anfänglichen Hochphase mit tollen Erfolgen meditiert man unregelmäßiger, freut sich aber auch darauf. Wie Sport oder Zähneputzen wird es zu einer Routine, die sich in den Tag gut einbauen lässt. Als Langzeit-Effekt kann ich feststellen, dass ich tatsächlich gelassener und kontrollierter geworden bin. Was ich mache, wenn ich das Gefühl habe, dass es wieder Zeit zu meditieren ist? Wenn es sein muss, nehme ich mir diese Zeit bewusst entgegen meiner gefühlt knappen Zeit heraus. Dadurch wurde noch keine Deadline gerissen und kein Meeting ging zugrunde. Im Gegenteil: „Kalibrierter“ zu sein fokussiert und hilft beim Priorisieren, wenn alles zu viel wird.

Welchen Effekt kann man erwarten?

Was bei der Meditation für dich herumkommt, wirst du selbst herausfinden müssen. Freue dich darauf! Die beiden Grundeffekte, die ich wahrnehme, helfen vielleicht bei einer Einschätzung vorab:

  • Durch das Pausieren mache ich mir das Hier und Jetzt bewusst. Während der Meditation denkst du absichtlich über nichts nach. Du konzentrierst dich auf was du tatsächlich wahrnehmen kannst, z.B. deinen Atem. Dabei vergisst du idealerweise für einen Moment, was um dich herum geschieht, bevor du dich wieder ganz bewusst in diese Welt begibst. Pausiert zu haben und innerlich zur Ruhe gekommen zu sein ohne etwas verpasst zu haben ist wie eine Kalibrierung.
  • Besonders in stressigen Situationen mache ich mir die nachfolgenden drei Sinnbilder bewusst. Sie relativieren die Wichtigkeit von ToDos und helfen den Kopf über dem Wasser zu halten:
    • Der blaue Himmel – Er ist immer da, egal wie dick die Wolken gerade sind, ob es im Moment regnet oder stürmt.
    • Betrachte Gedanken wie Autos – Nimm regelmäßig die Perspektive des Beobachters ein, der interessiert deine Gedanken wie Autos an einer Straße beobachtet.
    • Stress ist nur die Differenz zwischen wie es ist und wie man es gerne hätte – Eine Ergänzung des ebenso wertvollen Satzes: „Stress hast du nur, wenn du auf deine Umwelt entsprechend reagierst“.

Meditieren im Berufsalltag integrieren

Meditation ist etwas sehr Persönliches und daher direkt am Arbeitsplatz z.B. in einem Projektraum nicht ratsam. Einen ruhigen Fleck findet man aber immer. In einem anonymen Umfeld, wie einem Zug funktioniert es gut. Hier ist jeder so mit sich selbst beschäftigt ist, dass es vielleicht nicht einmal bemerkt wird.

Meine positive Erfahrung mit Meditation hat es sehr einfach gemacht offen mit Kollegen und Freunden darüber zu sprechen. Das Verrückte ist: Gerade erfolgreiche Menschen in meinem Umfeld meditieren regelmäßig auf die eine oder andere Art und Weise oder haben es zumindest einmal ausprobiert. Zumindest zollt jeder der Offenheit es zu tun Respekt. Ergo: Es ist nicht peinlich und offener Austausch wird selbst in der konservativsten Branche bei den zielstrebigen Leuten gut ankommen.

Wie jede regelmäßige Übung, passt man mit der Zeit die Meditation durch Erfahrungen nach seinen Wünschen an. Daher im Folgenden meine Kern-Erkenntnisse und persönlichen Empfehlungen:

Kern Erkenntnisse Meditation Berufsalltag Headspace erfahrungen

  • Suche dir einen wirklich ruhigen Ort. Dies kann ein Hotelzimmer, ein abschließbarer Meetingraum, die eigene Küche sein. Ich finde es wichtig, dass man sich bewusst abseilt.
  • Gönn dir das bestmögliche Sichtfeld. Auch wenn die meiste Zeit die Augen zu sind: Ich freue mich wesentlich mehr, wenn ich einen eine schöne Landschaft sehe oder mein Blick wenigstens mehr als 5 Meter weit gehen kann, als wenn ich eine Wand vor dem Gesicht habe.
  • Entwickle einen festen Zeitpunkt. Ich meditiere jeden Morgen, wenn ich „Ready to go“ bin und kurz bevor ich meinen „privaten Bereich“ (Hotelzimmer, Wohnung) verlasse.
  • Nutze die für dich bestmögliche Position. Ich meditiere im Sitzen, was in meinen Augen bequemer ist als der Schneidersitz und für das Business Outfit besser geeignet ist.

Headspace Erfahrung – Qualifizierte Pros

  • Das Headspace-Angebot wächst zwar kontinuierlich, ist aber immer angemessen strukturiert und übersichtlich.
  • Headspace gibt gute Anleitungen während der Meditation (Verbal) oder zum Lernen der Techniken auch davor (kurze Comic-Clips). Außer wenn sich für die etwas freieren „Pro Meditationen“ entscheidet, wird man eng geführt.
  • Headspace ist optisch reif, motivierend gestaltet (die nächste Meditation des ausgewählten Packs wird immer auf dem „Start-Bildschirm“ angezeigt), aber nicht aufdringlich mit Benachrichtigungen etc.
  • Wer Zweifel hat, in die „Esoterik-Ecke“ gestellt zu werden, kann diese gerne ablegen. Die App folgt zwar der fernöstlichen Philosophie hinter der Meditation, über Chakras oder ähnliches wird aber nicht gesprochen. Der Nutzer steht immer im Mittelpunkt, nicht die Methode.

Headspace Erfahrung – Qualifizierte Cons

  • Preislich ist Headspace saftig. Mit 9,99 EUR im Monat ist man dabei, wenn man im Monatsrhythmus kündigen können möchte (Jahresabo: 5,99 EUR pro Monat, Abo auf Lebenszeit: 299,99 EUR). Ob es das einem Wert ist, muss jeder ganz für sich allein entscheiden. Allein die ersten zehn freien Sessions lohnen sich aber, um ein Gefühl für den Mehrwert zu bekommen, den es bringen kann – Grundsätzlich ist Meditation so genial, weil man dafür wirklich nichts braucht.
  • Die App benötigt zum Start jeder Meditation Internetverbindung. Auch in vielen Zügen der Deutschen Bahn hat das aber bislang immer funktioniert.
  • Man folgt „Packs“ von in der Regel 10 bis 30 Meditationseinheiten zu einem Thema, wie „Focus“, „Self esteem“, „Balance“, „Prioritization“. Das befreit von regelmäßigen Entscheidungen. Falls man es sich anders überlegt, kann man jedoch jederzeit neue Packs ausprobieren oder Einzelübungen nutzen.
  • Headspace bietet bislang relativ wenig zur Philosophie, die sich dahinter verbirgt. Wen es interessiert, der muss sich die entsprechenden Bücher auf Amazon selbst zusammensuchen. – Als Einstieg zum grundsätzlichen Verständnis finde ich neben den DickerBuddha-Artikeln die poppigen kurzen Videos der „School of Life“ zur fernöstlichen Philosophieansprechend.
Jörg Gastautor DickerBuddha

Jörg

Gastautor

Jörg hat Meditation seit 2017 in seine Morgenroutine eingebaut. In seinem Erfahrungsbericht   beschreibt er, wie es ihm dabei hilft, im professionellen Umfeld stets souverän und ausgeglichen zu sein.