In diesem Artikel möchte ich meine Gedanken über Willensfreiheit niederschreiben, den Kontext zur Meditation ziehen und mein persönliches Fazit formulieren, was man mit dieser Erkenntnis erreichen kann. Ich zeige damit auf, wie du deine Willenskraft stärken und einsetzen kannst. Um meine Gedanken zu veranschaulichen habe ich ein paar alltägliche Beispiele rausgesucht, die uns im Laufe des Artikels begleiten.
Willensfreiheit und Willenskraft?
Die philosophische Fragestellung, ob der Mensch einen freien Willen hat, ist fast so alt wie die Philosophie selbst. Ich persönlich finde es spannend sich mit dieser Frage auseinander zu setzen, denn es gibt hier keine einfache Lösung. Wer einen Einstieg in die philosophische Diskussion sucht, den kann ich an dieser Stelle auf diese Einführung auf YouTube verweisen.
Im Grunde gibt es in der philosophischen Fragestellung zur Willensfreiheit zum einen das Lager des harten Determinismus. Dieses Lager argumentiert, dass alle Entscheidungen, die wir treffen und Dinge, die wir tun, von etwas beeinflusst bzw. bedingt sind. Wir haben also gar keine Wahl als das zu tun, was das Universum mit uns macht.
Das andere Lager, der Libertarismus, lehnt den Determinismus ab und argumentiert für die Willensfreiheit. Die Menschen sind also in ihren Entscheidungen frei das zu tun, was sie wollen.
Wo die Realität einzuordnen ist, muss jeder für sich beantworten. Ich finde, dass der Glaube an einen strengen Determinismus das Leben eintönig und belanglos erscheinen lässt.
An dieser Stelle möchte ich die Philosophie aber erstmal ausklammern und wie angekündigt ein paar praktische Beispiele aus der Realität einführen, die mich motiviert haben diesen Artikel zu schreiben.
Beispiel 1: Du sagst dir: „Ich schaue eine Episode auf Netflix“ und ertappst dich dann dabei, wie du immer wieder auf „next episode“ klickst und letztendlich andere Dinge, die du eigentlich tun wolltest, übergehst.
Beispiel 2: Du möchtest das Wetter auf deinem Smartphone checken, holst es aus der Tasche, siehst du hast eine Nachricht bekommen, rufst die Nachricht auf, schreibst eine Antwort auf die Nachricht, schreibst ein paar anderen Leuten. Zurück auf dem Homescreen überlegst du kurz was du eigentlich machen wolltest, im nächsten Moment befindest du dich im Instagram/TikTok/Facebook/YouTube Feed.
Vorausgesetzt es gibt einen freien Willen, dann wird er in diesen Situationen nicht genutzt. Zumindest fehlt uns die Willenskraft, um den ablenkenden Kräften entgegenzuwirken. Stattdessen fallen wir in antrainierte Verhaltensmuster.
Wie passt Meditation in diesen Kontext?
Ich habe hier auf DickerBuddha bereits einige Artikel über Meditation geschrieben. In vielen Bereichen des Lebens kann dir Meditation helfen. Ein typischer Bereich ist die Stressbewältigung oder Reduzierung. Wenn du eine Einführung in die verschiedenen Möglichkeiten suchst Meditation zu praktizieren, dann melde dich doch gerne zu meinem kostenlosen 7-tägigen E-Mail Kurs an.
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Was passiert, wenn wir regelmäßig meditieren?
Wenn wir uns täglich zum Meditieren an einen ruhigen Ort zurückziehen, abschalten und bewusst unseren Körper trainieren auf äußere Reize nicht zu reagieren, dann erreichen wir in einen Zustand, in dem wir uns selbst beobachten. Der Körper ist jetzt ruhig. Unsere Gedanken drehen sich vielleicht noch weiter im Kreis, aber mit etwas Zeit und Übung, können wir uns auch von den Gedanken distanzieren und sie nur als Betrachter wahrnehmen und weiterziehen lassen.
Wenn wir uns nun also in der Stille beobachten und uns von unserem Körper und unseren Gedanken lösen, wer sind wir denn dann noch? Wenn ich mich selbst beobachte, wer ist dann der Beobachter? Wer ist das Ich, dass hier beobachtet?
Dieses Ich, ist das, was ich sehr gerne mit dem freien Willen gleichsetzen würde. Dieses ich ist sich der Situation bewusst, es ist frei von äußeren Reizen und ist in der Lage klare Entscheidungen zu treffen.
Dieser Beobachter bzw. freier Wille in dir drin hat die Macht zu entscheiden, wie du auf einen Gedanken reagieren möchtest. Dieser Beobachter besitzt die Klarheit, Selbstkontrolle und Willenskraft dem nachzugehen was er wirklich möchte.
Standardmäßig folgt auf einen Gedanken eine Emotion, auf die vielleicht ein weiterer Gedanke folgt, gepaart mit einer weiteren Emotion. Du kannst aber aktiv wählen, ob du auf negative Gedanken mit einer negativen Emotion reagieren möchtest, oder ob du den negativen Gedanken einfach als solchen entlarvst und ihn, ohne negativ emotional darauf zu reagieren, stehen lässt und weiterziehen lässt.
Wie läuft das in der Praxis in Bezug auf unsere Beispiele von oben ab?
Mit einer regelmäßigen Meditationspraxis, lernst du im Moment zu sein und das was passiert einzuordnen. Du bist dir zu jeder Zeit im Klaren was Jetzt gerade ist. Jetzt gerade liest du einen Artikel auf DickerBuddha.
Bezogen auf Beispiel 1: Du bist dir bewusst, dass du gerade Netflix schaust und das Netflix es dir gerade sehr bequem macht einfach weiterzuschauen. Du bist dir aber auch bewusst, dass du schon müde bist, dass es schon spät ist, dass du noch andere Dinge tun wolltest. Und du besitzt die Klarheit eine Entscheidung zu treffen bevor der Automatismus auf „next Episode“ zu klicken greift.
Bezogen auf das Beispiel 2: Du bist dir bewusst, dass du das Smartphone als Hilfsmittel nutzt, um die Wettervorhersage abzufragen. Beim Blick ins Smartphone siehst du, dass eine neue Nachricht eingegangen ist. Bevor du die Nachricht liest, bist du dir bewusst, dass du jetzt 2 Dinge tun möchtest. Wetter checken und die Nachricht lesen. Mit klarem Kopf entscheidest du was du zuerst machst. Zu keinem Moment wirst du so stark abgelenkt, dass du vergisst, was du eigentlich wolltest.
Ist das wirklich realistisch?
Ja! Trotzdem muss uns klar sein, dass wir diesen Zustand nicht von heute auf morgen erreichen. In der Praxis wirst du aber immer schneller feststellen, wenn du gerade automatisch auf irgendwas reagiert hast, ohne nachzudenken. Vielleicht lässt sich in dem Moment dann noch gegensteuern. Letztendlich wirst du es schaffen genau in dem Moment einzugreifen, bevor dein Finger auf das App-Symbol tippt. Du landest also gar nicht erst im Feed, sondern bleibst im Hier und Jetzt und gehst der Sache nach, der du wirklich nachgehen wolltest.
„Aber ist das wirklich erstrebenswert? Wollen wir uns manchmal nicht einfach treiben lassen?“
Hier kommt das schöne. Du kannst beides haben. Wenn du nämlich im Hier und Jetzt bewusst bleibst, dann hast du auch immer die Wahl dich für das „treiben lassen“ zu entscheiden.
Genau aus diesem Grund gefällt dir der Vergleich zum Freien Willen und zur Willenskraft.
Was mache ich jetzt mit dieser Erkenntnis?
Wenn wir uns nicht mehr automatisch durch Leben treiben und leiten lassen, sondern wir uns aktiv der Entscheidungsmöglichkeiten bewusst sind und die Willensfreiheit haben uns in jeder Situation für oder gegen etwas zu entscheiden, dann müssen wir sehr viele Entscheidungen treffen.
Entscheidungen zu treffen ist aber anstrengend. Und noch schlimmer, Entscheidungen zu treffen bringen das Risiko mit sich, dass man eine Fehlentscheidung treffen könnte.
Willensfreiheit klingt also doch nicht so toll?
Die Lösung: Wir brauchen einen Sinn, eine Richtung im Leben, in die wir streben. Ein Kompass der uns leitet. Wir brauchen Lebensziele, an denen wir unsere Entscheidungsmöglichkeiten messen können.
Willenskraft im Sinne der Selbstkontrolle kann sehr stark durch persönliche Visionen und Ziele gestärkt werden. Wenn du dir im Klaren bist, warum du etwas willst, dann ist es umso leichter die Willenskraft zu finden, um etwas durchzuziehen. Wir sprechen in diesem Kontext von intrinsischer Motivation. Der innere Antrieb ist so stark, dass das Folgen der Ziele sich gut anfühlt und uns Energie gibt.
Damit haben wir auch schon alle Komponenten, die wir brauchen. Wir können zusammefassen:
- Meditation ermöglicht es dir freie Entscheidungen zu treffen (Willensfreiheit durch ein gestärktes Bewusstsein)
- Lebensziele und Visionen motivieren dich die richtige Entscheidung zu finden (Willenskraft durch innere Überzeugung)
- Willenskraft gepaart mit Willensfreiheit macht glücklich, da weder Fremdbestimmung noch Planlosigkeit vorherrschen.
Wenn du dich tiefer mit dem Thema Lebensziele befassen möchte, dann kann ich diesen Artikel über Lebensziele sehr empfehlen.
Falls du tiefer in die Achtsamkeitsmeditation eintauchen möchtest, dann lese diese Artikel: