Was ist Breathwork – Wissenschaft und Sinn der verschiedenen Breathworkarten

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Wer sich ein wenig mit dem Thema Breathwork beschäftigt stellt schnell fest, dass es die diversen Techniken und Variationen gibt. Mit diesem Artikel möchte ich meine eigenen Erkenntnisse aus dem Bereich strukturieren und Wissenschaft und Sinn der verschiedenen Breathworkarten aufzeichnen.

Die bekanntesten Breathworkarten

Es gibt viele Arten des Breathworks. Hier beschreibe ich die am häufigsten praktizierten Varianten. Wie funktionieren sie und wo ist ihr Anwendungsgebiet?

Holotropes Breathwork

Diese beliebte Breathworkpraxis wurde in den 1970er Jahren von Dr. Stanislav Grof und seiner Frau ins Leben gerufen. Dr. Stan Grof ist Psychotherapeut und Erfinder der transpersonalen Therapie. Er war einer der ersten, der LSD als psychotherapeutisches Instrument einsetzte. Da dies aber bald verboten wurde, brauchte er eine Alternative. Er entdeckte, dass man durch Breathworktechniken einen ähnlichen psychedelischen Effekt erzeugen kann, der auch therapeutisch wirken kann.

Wie funktioniert Holotropes Breathwork?

Holotropes Breathwork wird entweder in Gruppen oder einzeln in Anwesenheit eines „Sitzungsleiters“ durchgeführt. Der Leiter führt dabei die Teilnehmer durch die Breathworksitzung. Teilnehmer liegen auf dem Rücken und hyperventilieren durch 1-2 Stunden langes, kontinuierliches und schnelles atmeten. Ohne Pause folgt das Ein- und Ausatmen. Die Luft wird beim Ausatmen durch die Nase gezwungen. Zwischendurch folgen entspanntere Ausatmungszyklen durch den Mund.

Das Erlebnis wird mit Musik unterlegt, die häufig der Stimmung der Teilnehmer angepasst ist.

Das Ergebnis sind psychedelische Zustände, bei dem die Teilnehmer Visionen träumen, hysterisch weinen, lachen, und/oder schwere Muskelkrämpfe haben können. Diese Krämpfe setzen auch viele Emotionen frei.

Am Ende der Erfahrung werden die Teilnehmer gebeten ein „Mandala“ zu zeichnen oder zu malen, um alle Gedanken oder Ideen, die aus der Erfahrung kamen, visuell darzustellen.

Wissenschaftliche Erklärung des Holotropen Breathworks

Dr. Grof erklärt in eigenen Berichten die Erfahrungen der Teilnehmer als „Nahtoderfahrung“. Dieser Zustand wird durch die „respiratorische Alkalose“ stimuliert. Durch das Hyperventilieren verändert sich der pH-Wert im Blut. Es wird alkalischer. Der Körper hat aber einen strengen Kontrollmechanismus für den Blut-pH-Wert. Wenn sich dieser auch nur geringfügig ändert, gerät der Körper in Panik und tut alles, was er kann, um das Gleichgewicht zu korrigieren. Dieser Stress löst auch Überlebensinstinkte im Gehirn aus. Diese können durch die neue Erfahrung (man stirbt nicht) im Gehirn neu programmiert werden. Der Teilnehmer verdrahtet quasi seine Instinkte neu. Er ist jetzt widerstandsfähiger gegen Angst und Stress. (In diesem Zusammenhang ist auch der Artikel Meditation gegen Stress interessant.)

Rebirthing Breathwork

Rebirthing (Wiedergeburt) wurde von Leonard Orr in den 1970er Jahren entwickelt. Leonard Orr behauptet, dass ihm diese Breathworkart von einem unsterblichen Yogi vermittelt wurde. Die Namenserklärung: Mit dieser Atemtechnik wird man in die Realität neu hineingeboren und nimmt quasi seine ersten Atemzüge. Traumatische Erlebnisse sollen so geheilt werden.

Wie funktioniert Rebirthing Breathwork?

Rebirthing Breathwork ist praktisch derselbe Prozess wie holotropes Breathwork nur ohne die dramatische Musik. Der Schwerpunkt liegt aber auf dem entspannten Ausatmen. Der Grund ist, dass wir dazu neigen das Ausatmen zu erzwingen oder unter Spannung auszuatmen. Optimal dagegen ist, wenn das Ausatmen so entspannt wie möglich stattfindet. Dies hilft Stress und Spannungen aus dem Körper zu lösen.

Auch hier wird eine Sitzung von einem Moderator angeleitet. Teilnehmer berichten von psychedelischen Effekten und tiefen meditativen Zuständen. Auch von tiefen Offenbarungen und persönlichen Einsichten wird berichtet.

Die Wissenschaft hinter Rebirthing Breathwork

Es gibt nur sehr wenige wissenschaftliche Erklärungen von Leonard Orr über die Funktionsweise der Technik oder ob gesundheitliche oder psychologische Probleme durch häufige und langfristige Wiederholungen des Prozesses verursacht werden können.

Die Erklärung für die psychedelischen Effekte samt Offenbarung und Einsichten ist ebenfalls durch die hohe Sauerstoffzufuhr im Blut und der damit verbundenen pH-Wert Veränderung zu erklären. Der Körper wird ausgetrickst und gelangt so zeitweise in einem unnatürlichen Zustand. 

Wim Hof Breathwork

Wim Hof Breathwork wurde erst in jüngerer Zeit von Wim Hof entwickelt. Die Methode hat in den letzten Jahren deutlich an popularität gewonnen. In privaten Facebook-Gruppen tauschen sich tausende Anhänger aus. Im Vergleich zu holotropen Breathwork und Rebirthing handelt es sich hier um eine tägliche Praxis, für die man lediglich 5-10 Minuten Zeit benötigt.

Wie funktioniert Wim Hof Breathwork

Breathwork nach Wim Hof besteht aus 20-30 Zyklen kontinuierlicher Atmung ohne Pausen zwischen Ein- und Ausatmen. Die Ausatmung sollte entspannt sein. Die Luft wird nicht rausgepresst. Ziel ist mehr Sauerstoff einzuatmen, als auszuatmen. ​

Nach dem letzten Atemzug (Ausatmen) wird die Luft so lange wie möglich angehalten. Es ist dabei keine Luft mehr in der Lunge. Dem Drang zu atmen sollte man so lange wie möglich widerstehen. Wenn nicht mehr möglich dann atmet man nochmal kräftig ein und hält die Luft nochmals für 15-30 Sekunden. 

Diesen Vorgang wiederholt man 2-3 mal. 

Hier findest du einen eigenen Artikel nur über die Wim Hof Breathwork Methode.

Die Wissenschaft hinter Wim Hof Breathwork

Die 20-30 Zyklen kontinuierliche Atmung erhöhen den Sauerstoffanteil im Blutkreislauf, was den Blut-pH-Wert alkalischer macht. Man atmet mehr CO2 aus als normal, was bedeutet, dass man seinen Atem viel länger als normal anhalten kann. Es ist nämlich das CO2, das dem Gehirn signalisiert, dass man wieder atmen muss. ​

Beim Atem anhalten bei leerer Lunge sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut. Sobald eine kritische Schwelle unterschritten wird, führt dies zu einer kurzen Zeit der Hypoxie. Das Gehirn reagiert, indem es dem Körper signalisiert, dass er sich auf das Überleben in einer Umgebung mit niedrigerem Sauerstoff vorbereiten muss. Dazu leitet es eine positive Stressreaktion ein. Es wird eine Reihe von Hormonen freigesetzt, insbesondere Adrenalin, Dopamin und Noradrenalin. Blutgefäße erweitern sich, besonders in den Bereichen von Gehirn und Herz. Hier wird der meiste Sauerstoff benötigt.

Die letzte Inhalation und die Atempause für 15-30 Sekunden gibt dem Gehirn einen neuen Sauerstoffschub. Dadurch entstehen noch mehr Wohlfühlhormone und eine Spülwirkung bei der frisches Blut an alle Organe abgegeben wird. Das Nettoergebnis dieser Methode ist eine höhere Belastbarkeit.

Axel-Autor-DickerBuddha

Axel Grünert

autor bei dickerbuddha

Axel meditiert seit 2010 mal mehr, mal weniger. Achtsamkeit ist für ihn nicht nur die Meditation, sondern eine Lebenseinstellung. 

Kontakt: axel@dickerbuddha.de